Photovoltaikanlagen durchaus gefährlich für Einsatzkräfte

 


Einsatzkräfte begutachten mit dem Hinweisschild die Photovoltaikanlage auf der Kirchehrenbacher Schule.    Foto: smü

 

Ebermannstadt      „In aller Munde“ ist das Thema Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) im Feuerwehreinsatz: Wie verhalte ich mich bei einem brennenden Haus mit PV-Modulen auf dem Dach? Was ist beim Löschen zu beachten? Und bekomme ich möglicherweise einen Stromschlag ab? Dass sind Fragen, auf die Kreisbrandmeister (KBM) Harald Kraus bei einem Informationsabend des Kreisfeuerwehrverbandes letzten Donnerstag im Gerätehaus der Feuerwehr Ebermannstadt Antworten gab.

Als Experten auf dem Gebiet der Photovoltaiktechnik erklärten Elektromeister Jürgen Müller (Geschäftsführer Firma Müller Haustechnik, Trailsdorf) sowie Dipl.-Ing. Rainer Gründel (Mitarbeiter N-ERGIE AG/Löschzugführer FF Nürnberg-Werderau) den rund 40 Kommandanten und Führungskräften aus zahlreichen Landkreiswehren, dass es durchaus nicht zu unterschätzende Gefahren, beispielsweise bei einem brennenden Dachstuhl mit PV-Anlage, gibt. Grundsätzlich gilt: „So lange Licht auf die PV-Module fällt, besteht die Gefahr eines Stromschlags, dazu reicht auch das Flutlicht der Feuerwehr, mit dem nachts Einsatzstellen ausgeleucht werden“, sagte Jürgen Müller. Er machte weiterhin deutlich, dass vom Dach bis zum „Umwandler“ (sog. Wechselrichter) Gleichstrom bis zu 800 Volt fließt und mit der Abschaltung des Stromnetzes im Gebäude aber nicht die PV-Module „außer Gefecht“ gesetzt sind. „Sie lassen sich nie komplett stromlos schalten“, so der Elektromeister.          
Eine weitere Gefahr kann auch die Befestigung der Anlagen am Dach darstellen. Meistens sind PV-Module nur verklemmt, bei einer enormen Hitzeentwicklung durch ein Feuer können die Befestigungselemente schnell schmelzen, die Module rutschen vom Dach. Als „abenteuerlich“ beschrieb der N-ERGIE-Fachmann Gründel die Verlegung der Stromkabel vom Dach bis zum Wechselrichter. Man müsse quasi in jedem Bereich eines Hauses mit den Gleichstrom-Leitungen rechnen.

„Die Anlage führt Spannung. Davon sollte man prinzipiell bei einem Einsatz ausgehen“. KBM Kraus stellte deutlich heraus, dass „wir nicht machtlos sind“. Es gelte aber die notwendigen Sicherheitsabstände einzuhalten. Ein absolut gefahrloses Arbeiten im Einsatz wäre nur gewährleistet, wenn eine technische Lösung zur Abschaltung der PV-Module geschaffen wird. Die Industrie hat aber erst vor kurzem reagiert, entsprechende „Feuerwehrschalter“ werden produziert.    
Der Stromversorger N-ERGIE hat in Zusammenarbeit mit der Versicherungskammer Bayern ein Hinweisschild zur Anbringung an Stromkreisverteilern entwickelt. Es soll die Einsatzkräfte von der zusätzlichen Gefahr im Gebäude warnen.     
smü